Mehrweg statt Einweg: Regionale Textilversorger schaffen Versorgungssicherheit | Rechtsdepesche

2022-11-07 16:01:22 By : Ms. Rebecca SUN

Die aktuelle Erfah­rung aus der Corona-Pande­mie hat uns eindrucks­voll gezeigt, wie labil die Versor­gungs- und Beschaf­fungs­si­cher­heit der Klini­ken in Deutsch­land ist. Ohne medizi­ni­sche Arbeits­schutz- und Berufs­klei­dung steht ein Kranken­haus inner­halb weniger Tage still. Ohne regio­nale Produk­tion und Vorhal­tung von geeig­ne­ten Schutz­ma­te­ria­lien besteht ein großes Sicher­heits­de­fi­zit. Es ist also absolut sinnvoll, geeig­nete Sicher­heits­vor­keh­run­gen unter Einbe­zug regio­na­ler Struk­tu­ren zu treffen.

Bereits im Juni 2020 hat die Bundes­re­gie­rung mit Plänen zum Aufbau einer „Natio­na­len Reserve Gesund­heits­schutz“ reagiert und diese Ende Novem­ber 2020 in einer Verlaut­ba­rung konkre­ti­siert. An insge­samt 19 Stand­or­ten sollen künftig Lager entste­hen, die ständig den Bedarf an überwie­gend Schutz­aus­rüs­tung, Schutz­mas­ken, Beatmungs­ge­rä­ten und Medika­men­ten des Gesund­heits­we­sens und des Bundes für einen Monat vorhal­ten. Den Beschlüs­sen ist zu entneh­men, dass die Reser­ven vorran­gig durch Material aus inlän­di­scher Produk­tion gespeist werden sollen und somit auch ein Anreiz für natio­nale Herstel­ler geboten wird. Weiter­hin sollen auch die Einrich­tun­gen im Gesund­heits­we­sen selbst entspre­chende eigene Vorkeh­run­gen treffen.

Reser­ve­la­ger sind dann erfor­der­lich, wenn Quellen für die benötig­ten Produkte vom Ort des Bedarfs weit entfernt sind. Das trifft in der derzei­ti­gen Beschaf­fungs­weise im beson­de­ren Maße auf die Versor­gung mit persön­li­cher Schutz­aus­rüs­tung wie Schutz­män­tel und Masken zu, weil diese zu einem überwie­gen­den Teil aus Ferti­gungs­be­trie­ben für Einweg­ar­ti­kel in Übersee bezogen werden. Es ist daher richtig, spezi­ell im Gesund­heits­we­sen globale Liefer­ket­ten soweit möglich mit regio­na­len Struk­tu­ren zu unter­füt­tern und dadurch unabhän­gig zu werden. Ohne regio­nale Produk­tion und Vorhal­tung von geeig­ne­ten Schutz­ma­te­ria­lien besteht ein großes Sicherheitsdefizit.

Damit künftig keine Engpässe bei Schutz­aus­rüs­tung, Medika­men­ten oder medizi­ni­schen Geräten entste­hen, baut der Bund 19 Lager mit wichti­gem Material auf. Die Reserve soll im Kern aus Schutz­aus­rüs­tung, Schutz­mas­ken, Beatmungs­ge­rä­ten und Medika­men­ten bestehen.

AHA – Abstand, Hygiene und Alltags­mas­ken: So lautet die Formel, mit der die Ausbrei­tung des Corona-Virus SARS-CoV‑2 verhin­dert und einge­dämmt werden kann. Hygiene bedeu­tet in diesem Zusam­men­hang nicht nur richti­ges Hände­wa­schen oder die Einhal­tung der Nies-Etikette. Auch dem richti­gen Umgang mit der Arbeits­klei­dung kommt spätes­tens seit der neuen Arbeits­schutz­re­gel entschei­dende Rolle zu. 

Diese regio­na­len Struk­tu­ren existie­ren bereits. Wäsche­reien als textile Vollver­sor­ger bieten für viele Schutz­ar­ti­kel Mehrweg-Alter­na­ti­ven – und zwar regio­nal, mitten in Deutsch­land. Sie können Pande­mie­re­ser­ven mit wesent­lich weniger Aufwand aufbauen. Solche texti­len Kreis­lauf­sys­teme führen die Pande­mie-Reserve dadurch integriert im Umlauf­be­stand. Typische Artikel dafür wären OP-Mäntel, OP-Abdeckun­gen und Schutz­kit­tel für Intensivstationen.

2.000.000 Einweg-Kittel benöti­gen Rohstoffe und Lager­ka­pa­zi­tä­ten auf Zeit. Ein Mehrweg-Kreis­lauf benötigt dafür nur 20.000 Mehrweg-Schutz­män­tel und einen regio­na­len Fachbetrieb.

Neben der regio­na­len Versor­gungs­si­cher­heit steigert das Umden­ken auf Kreis­lauf­sys­teme die Nachhal­tig­keit und die Effizi­enz der Rohstoffe für die Texti­lien. So sind OP-Mäntel und andere textile Schutz­klei­dung ohne Quali­täts­ver­lust bis zu 100-mal wasch­bar und also hygie­nisch rein für den Gebrauch im medizi­ni­schen, steri­len Bereich.

Ein Produkt, das wieder­ver­wert­bar sein kann, wie Schutz­klei­dung, muss nicht für eine einma­lige Verwen­dung über 10.000 Seemei­len beför­dert werden und in riesi­gen Lagern altern. Statt­des­sen lassen sich die benötig­ten Reser­ven in Kreis­lauf­sys­te­men von Anfang an aktiv nutzen. Die problem­lose Integra­tion in bereits vorhan­dene Logis­ti­k­ab­läufe bietet einen zusätz­li­chen Syner­gie­ef­fekt. Regio­nale textile Vollver­sor­ger müssen daher unbedingt Berück­sich­ti­gung in den Plänen des Gesund­heits­mi­nis­te­ri­ums finden.

Aufgrund von mangeln­den Kennt­nis­sen oder Vorur­tei­len wird Einweg gegen­über Mehrweg noch immer ein Vorrang einge­räumt. Entge­gen bestehen­der gesetz­li­cher Vorschrif­ten zur Abfall­ver­mei­dung wächst der Anteil an Einweg­ma­te­ria­lien. Im OP-Bereich ist dieser zum Beispiel mittler­weile auf über 90 % angestie­gen. Gesetz­li­che Vorschrif­ten (zum Beispiel die Abfall­hier­ar­chie im Kreis­lauf­wirt­schafts­ge­setz) werden schlicht ignoriert. Diese Entwick­lung entge­gen den politi­schen Zielset­zun­gen muss nicht nur, sondern sie kann auch umgedreht werden. Die Akteure im deutschen Gesund­heits­we­sen, allen voran die Bundes­re­gie­rung, haben bei der Entwick­lung von Reser­ve­sys­te­men eine Chance erhal­ten, das richtige Zeichen zu setzen.

Mit großen Anstren­gun­gen unter­stützt die Textil­ser­vice­in­dus­trie die Bereit­stel­lung von Schutz­ma­te­ria­lien für das Gesund­heits­we­sen: hygie­nisch, kosten­ef­fi­zi­ent, umwelt­freund­lich. Und trotz der Vorteile von Mehrweg­tex­ti­lien hat die Branche mit dem Markt der Einweg­pro­dukte hart zu kämpfen. Warum ist das so?

Haben Pflege­kräfte das Recht, ihre private Kleidung bei Dienst­an­tritt sicher in einem Schließ­fach zu verstauen? Die Antwort liefern die Verord­nun­gen zum Arbeits­schutz. Über allem steht dabei eines: Hygiene!

Ob nah am Feuer, in der Umgebung von Gefahr­stof­fen, in dunkler Nacht oder auch am Opera­ti­ons­tisch: wir alle schät­zen die konzen­trierte Arbeit von Profis in kriti­schen Situa­tio­nen – viele von Ihnen verlas­sen sich auf hochspe­zia­li­sierte Beklei­dung und Ausrüstung.